Zanrelot zwingt sich, zum Käfig zu sehen und betrachtet Otti voller Abscheu und Verachtung. Die kleine Leo beachtet er gar nicht, mit ihr hat er kein ganz persönliches Hühnchen zu rupfen. Mit Otti dagegen einen ganzen Hühnerstall! Dieser schamlose Herzensbrecher! Bisher hat Zanrelot manchmal von sich selbst als "Unglücksbringer" gesprochen, aber das verblasst neben dem Leid, das dieser Wortbrecher über die kleine Sandy gebracht hat. Als der erbärmliche Schuft nun auch noch von "Forderungen" spricht, entfährt Zanrelots geballter Faust unwillkürlich ein scharfer, grüner Lichtstrahl, und es ist wirklich ein großes Glück für Otti, dass der Käfig ihn schützt.
Die Löser, darum geht es also. Doch Ottis zweite Forderung versetzt den Herrscher der Finsternis in Erstaunen. Sandy? Es geht immer noch um das Besuchsrecht bei Sandy? Das hätte Otti doch längst haben können! Stattdessen hat er sie fallenlassen, wie eine heiße Kartoffel. Was will er denn dann noch von ihr? Was bezweckt er damit? Kann er das arme Mädchen nicht einfach in Ruhe lassen? Hat er ihr noch nicht genug Schmerz bereitet? Und wie kann er glauben, dass sie noch einmal auf ihn hereinfallen würde?
Er möchte Otti ein deutliches "NEIN" entgegenschreien, doch Amon ist in den Händen der Wächter. Zanrelot wird wohl oder übel verhandeln müssen, wenn nicht noch ein Unterweltkind ernsthaft zu Schaden kommen soll. Denn Leo lässt keinen Zweifel daran, dass sie Amon leiden lassen werden. Fieberhaft sinnt Zanrelot nach einer Lösung.
Schließlich kommt ihm eine Idee, die sogar, trotz aller Wut, ganz kurz ein kleines, fieses Grinsen auf sein Gesicht zaubert. "Zwei Forderungen?" fragt er mit gefährlich sanfter Stimme, "ist das nicht ein bisschen viel? Hör gut zu, Ottokar Sörensen, denn dies ist mein letztes Angebot: Wenn ihr mir Amon unversehrt und unverzüglich herausgebt, bekommt ihr ENTWEDER die Löser ODER du das Besuchsrecht bei Sandy. Behaltet ihr Amon, bekommt ihr selbstverständlich nichts. Ich würde es außerordentlich bedauern, einen meiner Angehörigen auf diese Weise zu verlieren. Ich würde es auch, aber weit weniger, bedauern, dass ihr dann ebenfalls einen unschuldigen, unbeteiligten Angehörigen einbüßen werdet. Lasst mich überlegen: Julia? Nein, lieber Sascha, er steht Otti näher. Hm, ich überlege es mir noch,... falls ihr mich dazu zwingt."
In seinen Augen funkelt nun kein Anflug von schwarzem Humor mehr, sondern blanker Hass. "Ihr habt nicht im Ernst geglaubt, ihr könntet den Herrscher der Finsternis erpressen? Mag sein, dass ich zu sehr an meinen Leuten hänge, das macht mich erpressbar. Aber genauso erpressbar seid ihr! Denkt ihr denn, ich könnte nicht leicht denjenigen etwas antun, an denen euer Herz hängt? Auch von hier unten aus, verlasst euch drauf! Ich habe Helfer in der Unter- und Oberwelt, die beste Technik und vor allem Magie. Und unbeteiligte Dritte sind so viel leichter zu töten als ihr, die ihr von eurer Wächtermagie bis zu einem gewissen Grad geschützt werdet. Eure Eltern zum Beispiel... Sie sind so ahnungslos! Nicht wahr? Sie würden euch nicht einmal zuhören, wenn ihr sagt, ein Dämon bedroht sie. Habt ihr euch nie gefragt, warum ich etwas Derartiges bisher nicht getan habe? Es gibt so etwas wie Ehre und Anstand, auch in der Unterwelt. So etwas wie Regeln, selbst im Krieg. Aber da ich nun sehe, dass euch das alles nichts gilt, kann ich ab jetzt ja auch darauf verzichten."
Er hätte es sich sogar sparen können, auch nur eine der Bedingungen dieser Erpresser zu erfüllen. Doch er gewährt ihnen ganz bewusst eine der beiden Forderungen, nach Wahl. Das ist die Idee, die für einen Moment das boshafte Grinsen über sein Gesicht huschen ließ. Denn was könnte man dem magischen Quartett Ärgeres antun, als es auseinander zu reißen? Sandy oder die Löser? Ottis (äußerst dubiose) Interessen gegen die der anderen und der "guten" Sache! Eine Seite muss den Kürzeren ziehen und dürfte es der anderen nicht so leicht verzeihen.
"Nun, Otti", sagt Zanrelot mit gespielter Liebenswürdigkeit, "du bist mein eigentlicher Verhandlungspartner, also entscheide du! Oder möchtest du lieber erst nach oben gehen, um dich mit den anderen zu besprechen?"