Zanrelot registriert, dass auch Matreus abreisebereit ist und will nicht länger zögern. Er muss nicht länger sehen, wie sich Jona für immer von seiner kleinen Familie verabschiedet. Es tut doch allen Beteiligten nur weh, auch ihm selbst. Er sieht sich außerstande, seinerseits noch einmal Johanna in den Arm zu nehmen. Fort, nur fort von dem, was er nicht haben kann!
"Natürlich überstehst du den Zeitsprung", sagt er unwirsch zu Matreus, "die Magie hierfür geht ja schließlich von mir aus, oder?" Insgeheim fragt er sich, wie weit seine Magie diesmal wohl reichen wird. Er wird sich ganz besonders viel Mühe geben, denn er will um keinen Preis noch einmal im Mittelalter landen, nur um noch einmal Abschied nehmen zu müssen.
"Kommt jetzt!" befiehlt er seinen beiden Söhnen. Es klingt sehr hart, aber er muss sich dazu zwingen. Er muss jetzt ganz hart sich selbst gegenüber sein, sonst tut er doch noch etwas Unvernünftiges. Ungeduldig streckt er beiden den Trank hin, wartet, bis sie getrunken haben und nimmt zuletzt selbst einen Schluck. Sein letzter Gedanke vor dem Zeitsprung ist die schaudernde Erkenntnis, dass sie nicht mehr allzu oft springen dürfen: Die Phiole wird immer leerer! Zanrelot konzentriert sich so fest auf jedes bisschen Magie, dass er noch in irgendeiner Faser seines Körpers finden kann, murmelt die magischen Worte und hofft inständig, dass der Zauber sie diesmal bis nach Hause tragen wird.
Gerade noch sehen sie Amalie und Johanna ihnen unendlich traurig hinterherwinken, dann trägt der Zauber sie fort. Das Schwindelgefühl ist noch stärker als sonst, weil Zanrelot sich magisch eigentlich ziemlich übernimmt. Als der Wirbel endlich nachlässt, verliert Zanrelot das Gleichgewicht und stürzt zu Boden. Mit größter Anstrengung erhebt er sich aus dieser würdelosen Lage und blickt sich um. Die drei sind diesmal nicht außerhalb der Stadt, sondern mitten in Lübeck gelandet. Zanrelot erkennt die Gebäude, die er vom Bildschirm aus so oft gesehen hat: all die Kaufmannshäuser und Speicher und Kirchen. Dies hier ist eindeutig nicht mehr das Mittelalter, stellt er erleichtert fest. Doch bei näherem Hinsehen ist es auch nicht die Gegenwart. Er besieht sich die Passanten genauer: Damen in langen, extrem taillierten Kleidern mit ausgepolstertem Gesäß; Herren in Gehrock und Zylinder. "Hm", überlegt er laut, "ich schätze mal, neunzehntes Jahrhundert. Ach, den da drüben kenne ich! Ein reicher Kaufmann. Ich hatte ihn mal kurz zu mir in die Unterwelt zitiert, um mir in einer Sache zu helfen. Aber wir beide konnten den Untergang der alten Hanse nicht aufhalten." Er grüßt den Vorbeigehenden: "Guten Tag, Herr Buddenbrook!"
Nachdenklich sieht er sich weiter um, dann beschließt er: "Da drüben ist der Dom, und da gehen wir jetzt rein, wenn wir schon mal hier sind. Vielleicht kann ich mir die Krone der Macht in diesem Jahrhundert leichter unter den Nagel reißen." Er steuert auf den Haupteingang der Kirche zu und dreht sich zu den anderen beiden um. "Na, was ist? Ihr glaubt doch wohl nicht an diesen Hokuspokus, Dämonen könnten keine Kirchen betreten?" Er schüttelt lachend den Kopf und tritt ungehindert ein. "Wenn der Hausherr sogar Leute wie den Herzog in seine Wohnstätten gelassen hat, tut ihm der Besuch von ein paar anständigen Dämonen sicher nicht weh. Na los, kommt!" Er sieht sich suchend nach der Krone um.